Der Klopfgeist von Zistersdorf

Immer wieder stoßen wir auf Geschichten, die im Begriff sind, vergessen zu werden. So auch die Geschichte vom Zistersdorfer Klopfgeist. Vielen ZistersdorferInnen ist diese aufsehenerregende Erzählung bekannt, aber längst nicht allen. Einige kannten die Dame, die den vermeintlichen Klopfgeist zum Klopfen brachte, sogar noch persönlich. Und weil solche Ereignisse immer wieder weitererzählt werden sollen, möchten wir die Geschichte wieder an die Oberfläche holen. 

Gespenstisches an der alten Stadtmauer

Was wie der Plot eines Gruselfilms aus Hollywood klingt, trug sich in Wirklichkeit vor knapp 90 Jahren in Zistersdorf zu. Die Geschichte war so aufsehenerregend, dass damals sogar die Kronen Zeitung zweimal darüber berichtete – beide Male schaffte es die Geschichte obendrein aufs Titelblatt! 

In den 30er-Jahren lebte in der Hinterlanggasse Nr. 216 (heutige Nr. 7) das Mädchen Aloisia – genannt Luiserl – Blank mit ihrer verwitweten Mutter Katharina Scherf. Das Haus steht heute noch direkt an der Stadtmauer neben dem ehemaligen Armenhaus. Als das Luiserl 12 Jahre alt war, fing es mit dem sonderbaren Phänomen an: Jedes Mal, wenn sich das Mädchen in ihr Holzbett legte, waren gespenstische Klopfgeräusche zu hören. Die Geschichte machte schnell die Runde und so kamen die Leute von nah und fern, um sich mit eigenen Ohren von diesem Phänomen zu überzeugen. Laut Erzählungen benutzten die Leute gegen Bezahlung den „Klopfgeist“ auch als Orakel. Bald wurden aber auch Stimmen laut, die das Ganze als Betrug abstempelten.

Die Gendarmerie wurde ebenfalls mit dem Fall betraut und ein Herr führte sogar Experimente durch, um der Geschichte auf den Grund zu gehen. Aber wie am 31. Dezember 1935 im Krone-Artikel darüber zu lesen war, verhalf auch das nicht zu des Rätsels Lösung. Bei den Experimenten fand man aber immerhin heraus, dass der Klopfgeist scheinbar auch zählen konnte, denn wurde beispielsweise an die Zahl 27 gedacht, klopfte es genau 27-mal. 

Ein folgsames Kind mit Geisterkontakt

Laut dem seitenfüllenden Bericht war Aloisia Blank (im Artikel auch Schärf) „ein auffallend schönes und gut entwickeltes Kind mit blonden Haaren und blauen Augen, das in der Schule brav lernt und folgsam ist“. Jedes Mal, wenn sich das Mädchen in eines der beiden Holzbetten im Haus legte, ging es mit den gespenstischen Klopfgeräuschen los. Sobald Aloisia eingeschlafen war, hörten die Klopfgeräusche wieder auf. 

Bis zum Tod ein Rätsel ohne Lösung

Die Mutter Katharina Scherf zog irgendwann nach Bernhardsthal und starb dort 1970. Aloisia lebte noch lange im Haus in der Hinterlanggasse – mit vielen Katzen und sehr zurückgezogen. Von Beruf war sie Buchhalterin und arbeitete für verschiedene Firmen in Zistersdorf. Sie starb schließlich am 14. April 2011 im Alter von 87 Jahren im Elisabethheim, wo sie vor ihrem Tod noch oft von ihrem Klopfgeist erzählte. Heute liegt Aloisia Blank auf dem Zistersdorfer Friedhof begraben. Ihr Grabstein wurde leider bereits entfernt, aber ihre Geschichte wird sicher noch lange erzählt werden…

Aloisia Blank in ihrem Holzbett

Quelle: Agentur Schostal 

Aloisia Blank auf einem Klassenfoto der Bürgerschule 1937

Quelle: Topothek 

Titel und Artikel – Kronen Zeitung vom 31. 12. 1935

Kronen-Zeitungsartikel vom 31. Dezember 1935:


Der Klopfgeist von Zistersdorf

Spukt es wirklich in Zistersdorf? Alle Bewohner der kleinen Stadt, die durch die Erdölvorkommen in der Umgebung berühmt wurde, haben sich in den letzten Wochen mit dieser Frage befaßt. Die zwölfjährige Luise Schärf, das Töchterchen einer armen Witwe, ist plötzlich Mittelpunkt des allgemeinen Interesses geworden. Man vermutet dies, vermutet jenes, die richtige Lösung des Rätsels aber hat noch niemand gefunden. Bei der Beurteilung der rätselhaften Vorgänge ist vor allem in Betracht zu ziehen, daß die „Loisi“ als ein über ihre Jahre entwickeltes Mädchen bezeichnet wird, sich also in einem kritischen Stadium zu befinden scheint. Über kurz oder lang wird die Frage, welcher Art die Verbindung des Kindes zu dem „Klopfgeist“ ist, doch ihre Lösung finden. Vorläufig aber tappt man im Dunkel, vorläufig „spukt“ es in Zistersdorf.

Das unheimliche Haus an der Stadtmauer.

Frau Katharina Schärf, eine arme Witwe, die sich als Wäscherin fortbringt, wohnt mit ihrem Kind in einem kleinen an der uralten Stadtmauer gelegenen Häuschen. Links grenzt daran das alte Armenhaus, das gesperrt ist, rechts befindet sich das Wohnhaus eines Landwirts, der über den Verdacht, mit den Klopferscheinungen in Zusammenhang zu sein, erhaben ist.

Die zwölfjährige Luise Schärf wird als ein auffallend schönes und gut entwickeltes Kind bezeichnet, das in der Schule brav lernt. Die „Loisi“ ist blond, blauäugig und von einer geradezu akrobatischen Gelenkigkeit. Man rühmt ihr nach, daß sie ein sehr folgsames Kind ist.
Vor Wochen schon stellte Frau Schärf fest, daß sich irgend etwas Unheimliches inihrem Haus begebe. Sie vernahm Klopfgeräusche, eine Beobachtung, die das Töchterl bestätigte. Zuerst meinte sie, daß der Nachbar klopfe. Als sich dies als Irrtum ergeben hatte, beobachtete sie noch genauer als vorher. Und nun mußte sie konstatieren, daß „es“ auch dann klopfte, wenn der Hund im Hof bellte. Frau Schärf entschloß sich nun, ihre Wahrnehmungen im Bekanntenkreis zu erzählen und binnen kurzem hatte sich die seltsame Neuigkeit in der ganzen Stadt und auch in der Umgebung herumgesprochen.

Massenbesuch beim Klopfgeist.

Zu Hunderten kamen nun die Bewohner von Zistersdorf, um sich von der Richtigkeit der Wahrnehmungen Frau Schärfs zu überzeugen. Sie sammelten sich im Haus, promenierten aber auch in dem Gässchen auf und ab und manche kamen gar über die Stadtmauer gekrochen, um auf diese Weise zu versuchen, das „Gespenst“ zu sehen oder zu hören. Man stellte allerhand Mutmaßungen an. Die einen sprachen von „Mauerottern“, andere wieder gaben der Mutmaßung Ausdruck, daß in dem Bett der „Loisi“, von dem aus allabendlich die Klopfgeräusche vernehmbar wurden, Drähte versteckt seien. Die Ansammlungen wurden bis zur Weihnachtswoche immer größer, dann aber verlautbarte Frau Schärf eine „Besuchersperre“, weil ihr die vielen Gäste das Sauberhalten des Fußbodens immer schwieriger machten.
Auch die Gendarmerie mußte sich mit den Vorgängen befaßen, der Postenkommandant gab einen Bericht an die Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf.
Eine nähere Untersuchung der Vorgänge ist von behördlicher Seite bisher nicht erfolgt, sie wird aber voraussichtlich doch noch vorgenommen werden, da man über den „Klopfgeist“, der so viel Unruhe in die Stadt gebracht hat, Klarheit gewinnen will. Ein gebürtiger Zistersdorfer, der in Wien wohnhafte Techniker Heinrich Kuhn, befand sich während der Weihnachtsfeiertage in seiner Heimatstadt. Mit Einwilligung Frau Schärfs hat er an drei Abenden Beobachtungen durchgeführt. Seine Eindrücke und Wahrnehmungen schildert Heinrich Kuhn in einem Aufsatz, den er uns zur Verfügung stellte. Heinrich Kuhn schrieb folgendes:

Der Klopfgeist kann zählen.

„Während meines Aufenthaltes im Haus der Frau Schärf empfing ich den Eindruck, daß Mutter und Kind den sonderbaren Erscheinungen mit einem stets wachsenden Angstgefühl gegenüberstehen. Am ersten Abend wurde ich von einem 18-jährigen Mädchen in das Haus geführt. Bei Frau Schärf und ihrem Kind fiel mir eine gewisse Niedergeschlagenheit auf. Dem Bericht über die Wahrnehmungen im Haus muß ich vorausschicken, daß die Klopfgeräusche nur dann vernehmbar werden, wenn sich Luise in ein Holzbett legt. Frau Schärf ist aber außerstande, ein Eisenbett anzuschaffen. Sobald das Kind eingeschlafen ist, hören die Klopfgeräusche auf. Das Klopfen wandert von einem Raum in den anderen und ist z. B. auch dann zu hören, wenn sich die Zwölfjährige von dem im Zimmer stehenden Holzbett erhebt und sich in zweites, in der Küche befindliches Holzbett legt. Bei den Experimenten – die ich mehrmals auch im Beisein anderer Kontrollpersonen durchführte – geschah folgendes: Das Kind streckte sich, ohne die Kleider abzulegen, auf das Bett. Das einzige Fenster des Raumes war verhängt, auf dem Tisch befand sich eine Petroleumlampe, im Hausflur standen Frau Schärf und meine Begleiterin. Schon nach wenigen Minuten werden eigenartige Klopfgeräusche vernehmbar die vom Bett oder aus der Mauer zu kommen scheinen, bald laut, bald leise, rasch, langsam, unregelmäßig. Das durchaus naiv scheinende Kind sieht mich mit neugierigen Augen an. Es hat zu klopfen aufgehört, sobald ich das Holzbett angreife. Ich lasse los und sage dem Kind: „Lass klopfen. Lass laut klopfen!“ Bald lautes, bald langsames Klopfen ist zu hören. „Lasst rascher klopfen!“ Es klopft rascher. „Klopfe bis 10!“ Es klopft bis 10. Das Kind hat laut mitgezählt. Dasselbe Experiment ohne lautes Zählen. Das Experiment gelingt. Ich schwinge den Arm einige Male. Es klopft ebenso oft und im selben Rhythmus. Ich bewege den Arm sehr rasch: Die Klopftöne trommeln im gleichen Takt. Ich wähle willkürlich den Dreivierteltakt. Das Echo kommt im Dreivierteltakt. Wenn ich den Arm gegen das Kopfende des Bettes bewege folgt sofort die Antwort. Wenn ich den Arm gegen die Zimmerdecke bewege, bleibt das Klopfen aus. Zweiter Versuchsabend: Das Klopfen ist viel schwächer als am Vortag und bleibt zeitweilig ganz aus. Hier muss ich einfügen, daß gewisse Personen überhaupt nicht ins Zimmer dürfen, da sie anscheinend irgendwie „stören“. Andere wieder, vor allem ein Angehöriger der Gendarmerieschule, sind imstande, besonders starkes Klopfen zu erzwingen. Frau Schärf wundert sich, daß es nicht klopfen will, doch so oft sie darüber im Zimmer zu sprechen beginnt, werden die Klopfgeräusche vernehmbar. Die Frau geht zum Bett, richtet die Decke und es klopft. Daraufhin ersuche ich sie, sich zum Kind ins Bett zu legen. Resultat: Es beginnt laut zu klopfen… Die Frau hat augenscheinlich eine verstärkende Wirkung. Ich wiederhole später, während das Kind allein im Bett liegt, das Experiment mit den Armschwingungen. Es gelingt wie am Vortag. Das Kind muß sich umdrehen, die Decke über den Kopf ziehen. – Es klopft im selben Rhythmus wie ich es wünsche. Ich gehe nun aus dem Zimmer und führe die Armbewegungen hinter der fast geschlossenen Türe aus. Das Experiment gelingt. Und es gelingt auch, als es andere versuchen. Die größte Überraschung für alle Anwesenden bedeutete aber folgendes Experiment, wobei zu bedenken ist, daß es sich durchwegs um Kontrollpersonen handelt, die den ganzen Versuchen kritisch, sogar argwöhnisch gegenüberstanden. Wir stehen alle hinter der Tür und ich flüstere jedem ins Ohr: „Denken Sie an die Ziffer 27!“ Jetzt wurde die Ziffer geklopft, an die wir gedacht hatten, ohne sie dem Kind mitzuteilen. Es klopft 27 Mal. Und schon ruft das Kind aus dem Zimmer: „Siebenundzwanzig!“ Luise hatte, ohne an eine Ziffer zu denken, mit den Klopftönen mitgezählt. Ich deute allen mit den Fingern „Sieben!“ Nach Aufforderung klopft es aus dem Zimmer siebenmal. Auch das dritte derartige Experiment gelingt. Das vierte nicht mehr. Das Kind antwortet auf meine Frage, warum es statt zehnmal zwölfmal geklopft habe: „Ich habe mir diesmal selbst eine Ziffer, und zwar zwölf, gedacht und da hat es dann 12 geklopft!“

Titel und Artikel – Kronen Zeitung vom 5. 1. 1936

Kronen-Zeitungsartikel vom 5. Jänner 1936:


Es klopft in Zistersdorf

Seit unserer Veröffentlichung über das Spukhaus von Zistersdorf ist das Interesse an den Vorgängen in der Wohnung der Witwe Schärf noch um ein Bedeutendes gestiegen. Photoreporter und Berichterstatter scheuten nicht den weiten Weg nach Zistersdorf, um den Poltergeist, der im Bett der zwölfjährigen Luise Schärf sein Unwesen treibt, klopfen zu hören. Man horcht, man rät hin und her, man schaut der Zwölfjährigen auf die Finger und beobachtet ihre Füße, kann aber nichts Verdächtiges wahrnehmen. Und – es klopft.
Auf unserem Titelbild ist die Zwölfjähkige, die im Mittelpunkt dieser sonderbaren Geschehnisse steht, zu sehen. Ein nettes, sympathisches Mäderl mit offenem,hellen Blick. Und die Mutter? Eine arbeitsame Frau, die sich rackern muß und der man’s nicht zumuten kann, daß sie auf die Idee kommen könnte, eine ganze Stadt zum besten zu halten. Wie aber ließen sich die Vorgänge erklären? Es ist nicht das erstemal, daß ein Poltergeist sein Unwesen treibt. In soundso vielen Fällen hat der Spuk aufgehört, bevor man sich zu eindringlicheren Untersuchungen entschloß, in anderen Fällen wieder fand sich irgend eine harmlose Erklärung oder man kam darauf, daß es sich um geschickt ausgeführte Tricks handelte.

Etliche Jahre ist’s her, als einmal beobachtet wurde, wie aus einem Bett solche Klopftöne drangen. Es zeigte sich, daß der Benützer des Bettes imstande war, durch schwaches, kaum sichtbares Einbiegen der großen Zehe ein leises Knacken hervorzubringen. Wenn er die Zehe an die Bettwand preßte, so wirkte das Holz wie ein Resonanzboden, der das Geräusch verstärkte. Diesem „Klopfgeist“ hat man mittels Watte und Bandagen die Bewegungsmöglichkeit unterbunden und fortan war das „Klopfen“ nicht mehr zu hören.

Die abendlichen Ruhestörungen im Schärfschen Haus werden wohl über kurz oder lang aufhören. Die kleine Louis ist jedenfalls ein  Mädel, das vor dem „Spuk“ keinen Respekt hat, denn sie erklärt immer wieder, daß sie sich nicht fürchtet, weil „eh’ die Mutter da is“.

So mancher, der von dem Zistersdorfer Poltergeist hörte, erklärte, daß er’s in so einem Bett keine Viertelstunde lang aushielte. Der Loisi aber macht das Rumoren des „Klopfgeistes“ gar nichts aus, wenn er lang genug geklopft hat, dreht sie sich um und schläft den gesunden Schlaf einer Zwölfjährigen.

„Seance“ im Redaktionszimmer

Unser Bericht aus Zistersdorf hatte zur Folge, daß sich etliche Leser meldeten, die uns von sonderbaren Erscheinungen erzählten. Frau Anna Dracka, 14. Bez., Ruftengasse 10, berichtete uns, daß ihr Blumentischerl sehr redselig sei und daß sie mit Hilfe dieses Möbelstückes imstande sei, Geister zu zitieren. Einer unserer Mitarbeiter nahm an dem „Tischrücken“ teil, das in Frau Drackas Wohnung vor sich ging. Frau Dracka, deren beide Kinder, ein 23jähriger Sohn und eine 11jährige Tochter, bildeten die „Kette“. Nach einiger Zeit gab das Tischerl auf allerhand Fragen Auskunft, es wußte sogar den Taufnamen unseres Mitarbeiters zu nennen. Das Experiment wurde in unserer Redaktion wiederholt. Diesmal nahmen nebst Frau Dracka zwei Mitarbeiter und eine junge Redaktionsbeamtin an der Seance teil. Im Raum ist’s halbdunkel, alle verhalten sich mäuschenstill, damit die Geister, die mittels eines kleinen Tisches zu uns sprechen sollen, nicht nervös werden. Nach gekannter Weile spürt man in den fest auf der Tischplatte aufliegenden Händen das Blut pulsieren. Jetzt beißt mich die Nase und ich darf mich nicht kratzen Das ist ja zum Ausderhautfahren! Aber die Nase beruhigt sich wieder, ich habe Zeit, mich wieder mit dem Geisterzitieren zu beschäftigen. Ich denke an Nestroy, an Girardi, an Marc Twain. Wenn sich schon ein Geist manifestiert, dann soll’s ein fröhlicher sein, nicht irgend ein Fadian.

Endlich bewegt sich das Tischerl. Die Leiterin der Seance ist nicht zufrieden. Sie fordert stärkeres Klopfen. Alles Zureden bleibt vergeblich, der Geist ist schwach. Eine neue Sitzung beginnt, diesmal rings um ein Stockerl. Auch dieses Möbelstück bewährt sich nicht und so wird ein sehr vornehm wirkendes Tischerl aus dem Direktionszimmer gebracht. Wieder vergeht einige Zeit und dann rührt sichs endlich. Es klopft, es wackelt, es gibt Antwort. Allerdings wird man aus den Klopftönen nicht recht klug — die Antworten müssten präziser sein. Ich befasse mich schon mit dem Gedanken, unseren Hausgeist zu fragen, ob mir die Direktion einen größeren Vorschuß bewilligen wird, komme aber nicht mehr dazu, weil das Tischerl von der Unterhaltung mit uns offenbar genug hat. Es antwortet nicht mehr. Wir warten noch eine Zeitlang und mittlerweile sage ich mir, wie das wäre, wenn die Frauen ihre freie Zeit dazu benützten, sich mit Tischrücken zu befassen: Eine Ewigkeit lang müssten sie mäuserlstad sein. Vielleicht hat sich deswegen das Geisterzitieren noch nicht eingebürgert.

Die Sitzung ist beendet. Dem Geist, der sich in unserem Kreis so verschlossen zeigte, halte ich vor, daß nach Ansicht der Wissenschaftler das Tischrücken auf nichts anderes als auf unbewußte oder unbemerkte Muskelbewegungen der Teilnehmer der Seance zurückzuführen ist. Vielleicht wird sich der Geist, der beim nächsten Mal gerufen wird, redseliger zeigen und mich eines besseren belehren…

Aloisia Blank im hohen Alter im Elisabethheim

Parte von Aloisia Blank

Aloisia Blank wurde am 11. September 1923 in Zistersdorf geboren und starb am 14. April 2011 in Zistersdorf. Sie blieb unverheiratet und kinderlos, von Beruf war sie Buchhalterin.

  • Vater: Alois Blank, geboren am 10. Oktober 1870 in Zistersdorf, Häusler. 1922 heiratete er – im Alter von 52 Jahren und zu diesem Zeitpunkt bereits Witwer – Katharina Einzinger. 1924 starb er.
  • Mutter: Katharina Scherf (geb. Einzinger, verw. Blank), geboren am 28. Oktober 1880 in Theiß (Bezirk Krems-Land), Dienstmädchen. 1922 heiratete sie – im Alter von 42 Jahren – Alois Blank, ein Jahr später gebar sie ihre Tochter Aloisia. 1925 – ein Jahr nach dem Tod von Alois Blank – heiratete sie den 59-jährigen zweifachen Witwer Johann Scherf (geb. 1865) aus Oberneuberg in der Steiermark. 1970 starb sie in Bernhardsthal.

Quelle: https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/

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